Isabell Eberlein mit Dienstrad

Isabell Eberlein zu Frauen und Fahrrad

Die gute Nachricht zuerst. Es gibt sie – die vielen inspirierenden Frauen in der Fahrradszene. Die Herstellerinnen, Mechanikerinnen, Gründerinnen, Aktivistinnen und auch Politikerinnen. Nur sind sie bisher zu wenig sichtbar. Wir sehen sie kaum in den Fahrradläden und auf den Paneldiskussionen in der Mobilitätswelt. Und das können wir eigentlich so leicht ändern, in dem wir – die Frauen, die sich mit dem Thema Fahrrad beschäftigen – uns vernetzen, gegenseitig unterstützen und uns empowern.

Die Verkehrswende braucht mehr Fahrrad – die Verkehrswende braucht mehr Frauen!

Die Aussage von Marion Tiemann, Campaignerin bei Greenpeace e.V., beim Salon für urbane Mobilität zum Thema Frauen und Fahrrad bringt für mich die Notwendigkeit auf den Punkt.  Das Fahrrad stellt in der aktuellen Verkehrspolitik eine Minderheit dar und so auch die Repräsentanz von Frauen im Mobilitätsbereich. Vielleicht lässt sich durch diese Tatsache eine Allianz schmieden, die das Fahrrad stärkt und die Frauen empowert? Gedacht – getan.

Frauen und Männer fahren heute fast gleich viel Fahrrad. Frauen sind durchschnittlich sogar häufiger unterwegs als Männer, legen mehr, wenn auch kürzere, Strecken zurück. Dabei ist Sicherheit im Straßenverkehr für sie wichtiger, was durch baulich getrennte Radwege ermöglicht würde..

Die Diversität des Fahrrads als Alltagsmobilitätsobjekt, Freizeitgefährt und Vehikel zur gesellschaftlichen Veränderung gibt uns Frauen die Chance, eine gesellschaftliche Allianz zu schaffen, die über die bisherige Vernetzung innerhalb der jeweiligen Bereiche – Fahrradaktivistinnen und Rennradfahrerinnen unter sich – hinausgeht. Auf den Straßen begegnen sich zwar die unterschiedlichen Radfahrerinnen, aber es gibt bisher wenig Austausch unter den Radfahrerinnen, der für einen gesellschaftliche Sichtbarkeit sorgt. Und das möchte ich ändern. Frauen aus der Fahrradbranche, Fahrradszene, Fahrradwelt sollen sich kennenlernen, austauschen und unterstützen: sich gegenseitig zu Veranstaltungen einladen, auf Panels setzen und gemeinsam ganz neue Konzepte und Ideen und vielleicht auch neue Formate und Produkte entwickeln.

Dabei könnten auch jüngere Frauen von älteren Frauen lernen, die sich schon länger mit dem Thema Fahrrad auseinandersetzen. Besonders eingeprägt hat sich mir der Impuls von Ulrike Saade beim BICICLI-Salon „Frauen&Fahrrad“: „Traut euch was! Holt nicht für alles das tausendste Zertifikat ein, um euch abzusichern und euch eure Qualifikation bestätigen zu lassen, sondern macht einfach. Seid selbstbewusst und steht für euch ein.“ Ulrike Saade war und ist oft die einzige Frau auf Veranstaltungen in der Fahrradwelt, was ihr selbst aber gar nicht so bewusst war. Sie inspirierte mich dazu neue Dinge anzupacken und auszuprobieren, so wie sie es selbst getan hat. Und so hat sie es weit gebracht: Seit 1979 ist die gelernte Lehrerin nun Fahrradmechanikerin, gründete den VSF, für den sie lange als Geschäftsführerin arbeitete und ist Gründerin der Velo.

Es gibt jede Menge inspirierender Geschichten über Frauen, die den Mut haben in ihrem Bereich etwas zu bewegen. Sei es Rennradgruppen für Frauen zu gründen wie SHE36. Frauen das Radfahren beizubringen, wie es der #Bikeygees e.V. mit dem Fokus auf geflüchtete Frauen macht. Oder sich zivilgesellschaftlich oder politisch für eine fahrradfreundliche Stadt einzusetzen und gleichzeitig andere soziale und gesellschaftliche Fragen mitzudenken, wie das bei den Radaktivistinnen von Changing Cities e.V. der Fall ist.

Mehr Diversität als nur in Genderfragen

Wichtig ist es die Diversität in der Fahrradwelt zu fördern. Die Forderung nach mehr Frauen ist hier der erste Schritt. Aber wie sieht es mit benachteiligten sozialen Gruppen aus, Menschen mit anderen kulturellen und religiösen Hintergründen?

Beginnen wir mit der Vernetzung unter den Frauen und versuchen sie fürs Radfahren zu begeistern. Nächste Möglichkeiten gibt es bei der nächsten Critical Mass FLTI* oder beim nächsten BICICLI-Salon „Frauen&Fahrrad“ im Herbst. Wer keine Events verpassen möchte, tritt der Facebookgruppe „Fahrradfrauen“ bei. Es gibt noch viel zu tun. Also lasst es uns gemeinsam anpacken.

Fahrradfrauen auf Facebook: https://www.facebook.com/groups