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Bundesland
Bremen
Stadt
Bremen
Kategorie
Politik
Stadtentwicklung & Öffentlicher Raum
Kampagne & Mobilisierung
Art
Expert*innen
Beatrix Wupperman Fahrradexpertin

Dr. Beatrix Wupperman

Was mich zur Fahrradpolitik brachte: Mit der Fahrradpolitik fing es bei mir 2004 an, als ich – aus der Fahrradstadt Bremen kommend – mein Fahrrad für ein Jahr mit nach Darlington in Großbritannien nahm. Es war wie ein Kälteschock: kaum Radwege, aggressive AutofahrerInnen, Fahrradfahren als Mutprobe. Wir gründeten eine Fahrradkampagne, denn die Notwendigkeit einer Fahrradinfrastruktur für alle – nicht nur für die Mutigen – war offensichtlich. Zurück in Bremen war ich zunächst froh, dem englischen Autostress entkommen zu sein. Dann aber erkannte ich, dass in Deutschland viele AktivistInnen die Rückkehr des Fahrrads auf die Fahrbahn forderten. Radwege zu sanieren, zu verbessern und verbreitern war hier gar nicht mehr Thema. Also gründeten wir das Weblog „Bremenize“, das sich mit der Fahrradstadt Bremen befasst.

Und das sollte passieren: Fahrradpolitik ist für mich die Zusammenführung von Klimaschutz, menschenfreundlicher Stadtentwicklungspolitik und Verbesserung der Lebensqualität. Deswegen beschäftige ich mich mit der Frage, wie wir möglichst viele Menschen zum Umstieg vom Auto aufs Rad überzeugen können. Ich will nicht nur die Risikotoleranten, Schnellen und Sportlichen vom Rad überzeugen. Ich möchte, dass sich Menschen von 8 bis 80 Jahren auf dem Rad wohl fühlen. Dafür brauchen wir eine verantwortungsvolle Verkehrspolitik. Objektive Sicherheit ist wichtig, aber für die meisten Menschen ist die gefühlte Sicherheit das wichtigste Entscheidungskriterium für oder gegen das Rad. Nur Offenheit für die Wünsche der Menschen bringt uns weiter, nicht Ideologie. Und Kommunen brauchen vernünftige Entscheidungsgrundlagen in der Verkehrspolitik: So macht z. B. eine Kosten-Nutzen-Rechnung sehr schnell klar, welche verkehrspolitischen Projekte dem Gemeinwesen nützen.

Lebenslauf: Beatrix Wupperman ist promovierte Volkswirtin, ausgebildete Redakteurin an Tageszeitungen und seit 30 Jahren aktiv für die Umwelt. Nach ihrer Zeit als Assistentin an der FU Berlin war sie von 1987/88 Referentin für die GAL-Frauenfraktion in der Hamburger Bürgerschaft für Wirtschaft und Haushalt , danach 20 Jahre bei der Arbeitnehmerkammer Bremen als Referentin für Wirtschaftspolitik, Stadtentwicklung und Umwelt. Seit 1995 im Vorstand des BUND Bremen, davon 12 Jahre als eine von drei Vorsitzenden. Seit 2008 Filmemacherin, gemeinsam mit Richard Grassick: „Beauty and the Bike“ (2009), „Hommage an Auto*Mat“(2011), „Vom Wir zum Ich“(2016), „Cantem“(2016), „Pedelec to Paradise“ (in Produktion).

Websites: www.bremenize und movingfilms.de